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Wie gelingt die erfolgreiche Nachfolgelösung? So haben diese drei Solothurner KMU die Übergabe geschafft

Die Babyboomer-Generation nähert sich dem Ruhestand, doch der Nachwuchs fehlt. Wir haben bei Solothurner Unternehmen nachgefragt, welche Erfahrungen sie bei der Nachfolgeregelung gemacht haben.

In vielen Betrieben im Kanton Solothurn steht ein Generationenwechsel bevor. Für zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Firma über Jahrzehnte hinweg vorangetrieben haben, rückt der Moment näher, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Doch wer übernimmt das Ruder?

Besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die das Rückgrat der lokalen Wirtschaft bilden, ist die erfolgreiche Übergabe an die nächste Generation oder externe Käufer entscheidend für das Fortbestehen und die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Die Gründe für die Schwierigkeiten bei der Nachfolgeregelung sind vielfältig. Einerseits fehlt es oft an geeigneten Nachfolgern innerhalb des Betriebs oder gar in der Familie. Zudem spielen emotionale Faktoren eine nicht zu unterschätzende Rolle: Die Trennung vom eigenen Lebenswerk fällt vielen Unternehmern schwer.

Die Verantwortlichkeiten müssen geregelt sein

Ein klassisches Management-Buy-Out wäre die Wunschvorstellung vieler Unternehmer, die eine Nachfolgelösung suchen. Dabei wird die Firma an einen oder mehrere Mitarbeiter in Führungspositionen verkauft. So geschehen ist das bei der Solothurner Küchenbau-Firma Lüthypartner AG. 2022 hat Marco Stampfli das Unternehmen von Raphael Lüthy übernommen. Doch bereits 20 Jahre lang haben sie die Firma in einer Partnerschaft geführt.

Ehemaliger und jetziger Geschäftsführer von Lüthypartner AG, Raphael Lüthy und Marco Stampfli (Brille)

Die Hauptverantwortung lag aber bei Lüthy. Übernehmen wollte Stampfli zunächst nicht alleine. «Ich konnte mir gut vorstellen, wieder einen Partner an meiner Seite zu haben», sagt er. Deshalb haben sie zunächst verschiedene Optionen geprüft: beispielsweise auch die Integration eines internen oder externen Partners. Eine geeignete Lösung hat sich nicht ergeben, sodass Stampfli die Leitung alleine übernommen hat.

Raphael Lüthy bleibt aber als Partner nach wie vor in der Firma. Deshalb änderte sich sowohl für die Kunden als auch für Mitarbeitenden im Alltag nichts. Auch wenn Stampfli gewisse Änderungen anstrebt, gab es zwischen den beiden keine Reibungspunkte. Die Verantwortlichkeiten sind klar geregelt. «Raphael lässt mich einfach machen, unterstützt mich aber in meinen Ideen», sagt Stampfli. Und das ist Raphael Lüthy auch besonders wichtig: «Ich möchte nicht der Patron sein, der ständig über die Firma wacht.»

Das ist auch das Erfolgsrezept der Geschäftsübergabe von Lüthy zu Stampfli: «Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde und verfolgen die gleichen Ziele», sagen sie. Eine klare und transparente Kommunikation sei der Schlüssel zu einer erfolgreichen Übergabe.

Nicht die gesamte Verantwortung auf einmal übernehmen

Ähnlich lief die Nachfolgelösung beim Hotel Olten. Die ehemalige Gastgeberin Esther Mattenberger übergab die Leitung des Hotels 2015 an ihren Sohn Dominique Mattenberger und dessen Geschäftspartner Darko Bosnjak. Bosnjak arbeitete vorher immer wieder durch verschiedene Aushilfseinsätze und während des Studiums im Hotel Olten.

Bei der Firmenübergabe sei externe Hilfe durch professionelle Stellen unverzichtbar gewesen, sagt Bosnjak. Für all die rechtlichen, finanziellen und steuertechnischen Fragen, die bei einer Firmenübernahme auftauchen, brauche es Unterstützung.

Es war der Wunsch aller Beteiligten, dass die ehemalige Geschäftsführerin nicht per sofort aus dem Geschäft aussteigen soll. Durch eine langsame Pensumsreduktion konnte sowohl der Abschied von der ehemaligen Chefin abgeschwächt als auch der Einstieg der neuen Geschäftsleitung vereinfacht werden. «Wir mussten nicht auf einen Schlag die gesamte Verantwortung übernehmen», sagt Bosnjak.

Auch finanziell: Obwohl Mattenberger und Bosnjak die operative Leitung bereits 2014 übernahmen, wurde die Aktienzeichnung erst 2021 während der Coronapandemie durchgeführt. «Das beeinflusste den Firmenwert massiv», sagt Bosnjak. Auch der beantragte Coronakredit und die damit einhergehenden Auflagen erschwerten die Auszahlung. «Heute steht das Unternehmen schuldenfrei da», so Bosnjak.

Das Congress Hotel in Olten.

Für alle Beteiligten sei die Firmenübernahme aber sehr gut verlaufen. Auch dank der tatkräftigen Unterstützung der Mitarbeitenden. Heute ist Bosnjak froh, den Schritt gewagt zu haben. Er rät jungen Unternehmern immer wieder, mutig zu sein und Neues zu wagen. Und dabei müsse man teilweise seine persönliche Leidenschaft etwas zurückstecken und sich eher auf seine Stärken konzentrieren.

Lebenswerk des Vorgängers muss geachtet werden

Das Gegenstück zum Management-Buy-In ist das Management-Buy-Out. Dabei wird die Firma von einer externen Person übernommen. So ähnlich ist es bei der Solothurner Kafferösterei Oetterli & Co. AG geschehen. 36 Jahre lang führte Hubert Oetterli das seit 1895 bestehende Familienunternehmen. Da innerhalb der Familie keine geeignete Nachfolge gefunden wurde, stiess 2010 Bernhard Mollet als Juniorpartner zur Firma. Drei Jahre arbeitete er in dieser Position und lernte die Firma kennen, bis er schliesslich die Leitung übernahm.

Bernhard Mollet von Oetterli Kaffee.

«KMU sind Lebenswerke, in die der Vorbesitzer viel Energie gesteckt hat», sagt Mollet heute. Dieses Erbe gelte es zu respektieren. Das Loslassen der Firma sei Oetterli aber schwergefallen. Deshalb müsse bei einer Firmenübernahme auch stets die menschliche Komponente besprochen werden.

Was sind die Ziele und Wünsche der Parteien und zwar abgesehen vom Verkaufspreis? Wie soll sich die Firma entwickeln? Ist sich der aktuelle Inhaber bewusst, dass er sein Lebenswerk abgibt? Und was macht er jetzt mit seiner neugewonnenen Freizeit? Diese Fragen müssen bereits vor einer Nachfolgelösung geklärt werden.

Rundgang durch die neue Kaffeerösterei.

Rückblickend ist Mollet überzeugt, die Einführungszeit von drei Jahren war zu lange. Es war während dieser Zeit nicht klar, wer nun eigentlich die Verantwortung trägt. «Ich wollte durchaus das Lebenswerk schützen und respektieren, aber auch nicht alles wie früher machen», sagt Mollet. Das brauchte Kompromissbereitschaft und Einfühlungsvermögen bei beiden Parteien.

Doch Mollet bereut heute nichts. «Ich würde es noch einmal machen, jedoch klare Regeln festhalten, vor allem in Sachen Zusammenarbeit, Kommunikation sowie Einführungszeit», sagt er. Die Firma stehe sehr solide da und habe sich seit seiner Übernahme positiv entwickelt. Der Geschäftsführer ist stolz Teil dieser fast 130-jährigen Geschichte zu sein.


-Ursprünglich erschienen in der Solothurner Zeitung vom 14. September 2024.

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