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Buvetten auf dem Postplatz und im Kreuzackerpark: Gastronomen von der Ausschreibung der Stadt überrascht

Die Stadt Solothurn bewilligt zwei Buvetten, eine auf dem Postplatz und eine im Kreuzackerpark. Nun sucht sie nach Betreiberinnen und Betreibern. Wir haben uns bei Gastrobetrieben umgehört, ob sie Interesse haben.

Endlich ist es so weit: Die Stadt Solothurn hat sich entschieden, das temporäre gastronomische Angebot auszubauen. In zwei neuen Buvetten sollen im kommenden Sommer Gäste auf dem Postplatz und im Kreuzackerpark bewirtet werden. Dafür hat die Stadt am 13. Dezember ein Bewerbungsverfahren gestartet.

So könnte die neue Buvette dereinst aussehen.

Jahrelang wurden Anfragen von Gastro-Betrieben betreffend temporären Sommerbeizen von der Stadt abgelehnt. Begründet wurden die Entscheide gegen ein weiteres Gastroangebot im Kreuzackerpark damit, dass keine weitere kommerzielle Nutzung des Parks angedacht sei. Auch beim Postplatz forderten Stimmen, der Ort soll keinem Konsumzwang unterlegen sein.

Doch nun kommt es zur Kehrtwende: Die öffentlichen Räume sollen stärker belebt werden. Bis Mitte Januar können sich interessierte Betriebe mit einem Konzept bewerben. Doch die grosse Frage ist nun: Wer erhält den Zuschlag, die kommenden drei Jahre auf den vorgesehenen Plätzen ein temporäres gastronomisches Angebot zu betreiben?

Ein Dreieck um die Wengibrücke

Wortwörtlich am naheliegendsten wäre – zumindest was den Postplatz betrifft – Markus Moerler. Er betreibt auf der Altstadtseite das «Nest» und in der Vorstadt das «Dock». Ein weiterer Betrieb auf dem Postplatz würde das Angebot zu einem Dreieck um die Wengibrücke ergänzen.

«Die Ausschreibung hat mich überrascht», sagt Moerler. Er habe erst kürzlich durch einen Bekannten von der Möglichkeit erfahren und habe sich jetzt eingelesen. Ein Gastroangebot auf dem Postplatz sei eine gute Idee. «Die Stadt verlangt aber ein sehr detailliertes Konzept innert kürzester Zeit», sagt Moerler.

Die neue Bar „NEST“ am Landhausquai.

Die Anforderungen an eine Buvette werfe einige Fragen auf, vieles müsse abgeklärt werden. Und der Zeitpunkt dafür sei ungünstig, da die Feiertage in der Frist liegen und viele Personen und Institutionen nur schwer erreichbar seien. «Blauäugig ein Konzept einzureichen, passt nicht zu mir», sagt Moerler. Als Perfektionist müsse er zuerst alles durchdenken. Das Team des «Docks» und «Nests» werde sich aber voraussichtlich der Herausforderung stellen und ein Konzept einreichen.

Gastronom Markus Moerler.

Detailfragen wie die Möblierung, der Ausbau und die Farbe der Buvette seien in dieser kurzen Frist nicht abzuklären. «Ich hoffe, die Stadt bietet dabei auch einen gewissen Handlungsspielraum.» Immerhin könnte die richtige Person – auch wenn es nicht Moerler sei – den Platz auch um die Buvette herum deutlich aufwerten.

Der Kuchen ist gross genug

Auch erst kürzlich von der Ausschreibung erfahren hat Markus Balsiger, der mit seiner Emmenpark AG diverse Restaurants und Eventlocations betreibt. Ein Mitarbeiter habe ihm den Tipp gegeben. «Wir waren freudig überrascht von der Ausschreibung», sagt Balsiger. Während der Coronapandemie habe die Emmenpark AG selber erfolglos entsprechende Anfragen bei der Stadt gemacht.

Gastronom Markus Balsiger.

Grundsätzlich habe die Emmenpark AG zu Beginn die Philosophie verfolgt, nicht in die Stadt Solothurn zu wachsen, sagt Balsiger. Doch ein Gastroangebot auf der Südseite der Aare finde er durchaus attraktiv.

«Die Idee ist bei uns noch nicht vom Tisch», sagt Balsiger. Denkbar wäre ein ergänzendes Angebot zur Hafebar, wie eine Gelateria oder eine Barista-Bar. Das Angebot der Hafebar würde Balsiger aus Respekt vor der bestehenden Lokalität nicht angreifen. «Der Kuchen ist gross genug», so der Gastronom.

Hafenbar Eröffnung Saison 2023

Der Postplatz käme für Balsiger aber nicht infrage. Das wäre zu nahe an anderen Gastro-Betrieben. Er werde die Ideen über die Festtage reifen lassen und dann um Silvester herum entscheiden, ob sich die Emmenpark AG bewerben werde. «Ich habe einige Konzepte im Köcher. Dann gilt es nur noch, das richtige herauszuziehen», sagt Balsiger.

Eher abbauen statt wachsen

Um eine Gelateria zu betreiben, wäre auch Martin Bichsel eine geeignete Adresse. Er führt zusammen mit Karin Hügli im Sommer jeweils die Vitaminstation; eine der wohl bekanntesten Gelaterias in Solothurn. Auch er sei nicht auf offiziellem Wege auf die Ausschreibung gestossen. «Wir haben über sieben Ecken davon erfahren», sagt Bichsel.

Das Betreiben einer Buvette auf dem Postplatz oder im Kreuzackerpark passe aber absolut nicht in das Konzept des Glace-Herstellers. «Mein Ziel war es, nicht weiter zu wachsen, sondern eher abzubauen», sagt Bichsel. Deshalb habe sich die Vitaminstation auch aus dem Catering- und Gastronomiebereich zurückgezogen. Bichsel wolle Qualität statt Quantität liefern. Die Infrastruktur der Manufaktur sei an ihre Grenzen gestossen.

Gastronomen Karin Hügli und Martin Bichsel.

So auch die Betreiber der Gelateria im Stalden. Die Sommermonate sind sehr intensiv für das gesamte Team der Vitaminstation. «Da liegt eine Erweiterung nicht mehr drin», sagt Bichsel. Als Bichsel vor rund 15 Jahren startete, war geplant, ein Angebot im Kreuzackerplatz zu machen. Die Stadt lehnte das damals ab. Nun habe sich das Geschäft in eine andere Richtung entwickelt.

Bichsel findet es aber gut, dass die beiden Standorte belebt werden sollen. Eine Zusammenarbeit mit einem geeigneten Betreiber wäre für die Vitaminstation durchaus denkbar, sagt Bichsel.


-Ursprünglich erschienen in der Solothurner Zeitung vom 20. Dezember 2024.

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